WAS IST DER MENSCH?

... eine Reise nach Innen

Diese Frage begleitet mich schon sehr lange. Viele Ideen für eine künstlerische Umsetzung/Auseinandersetzung mit dieser Fragestellung habe ich skizzenhaft in den vergangenen Jahren zusammengetragen.

Mit verschiedensten Ausdrucksmitteln versuche ich diese Frage jenseits unseres Alltags, jenseits unseres täglichen Existenzkampfes, zu erforschen.

Durch die erneute Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung, die auch im zweiten Corona-Jahr freien KünstlerInnen mit Hilfe eines Brückenstipendiums experimentelles und weiterführendes Arbeiten ermöglicht, habe ich mit einer Konzeption für ein neues Kunstprojekt begonnen. Mit dem Brückenstipendium, beginne ich meine Arbeit an einem ersten Modul.

„insight“ ©Ruth Klapperich 2021

Thematisch wollte ich mit dem Anfang des Lebens beginnen, der GEBURT. Im Rahmen meine Recherchearbeit stieß ich allerdings auf einen Text von Henri J.M. Nouwen, der mit folgender Frage beginnt „GLAUBST Du eigentlich an ein Leben nach der Geburt? Hier wird also von einem vorgeburtlichen Raum gesprochen. Von einem Gedanken, der existenziell zu sein scheint und doch losgelöst ist vom Daseinskampf, den wir Menschen täglich bestreiten. Ein Daseinskampf, der in diesem Raum, noch im Verborgenen liegt- Zukunft bedeutet.

Ein Frage, die vielleicht nur in der Stille zu hören ist? Eine Frage, die in unserem Inneren weiterschwingt… nach der Geburt? Wo genau beginnt also das Sein? Wo genau beginnt das Bewusstsein, sich als menschliches Wesen zu begreifen? Wo kommen wir her?… und gehen wir nach unserem physischen Tod irgendwo anders hin… ist alles immer nur das Ende eines neuen Anfangs? Gibt es andere Realitäten, Sphären…

Seit Jahrtausenden suchen wir Menschen nach … Sinnhaftigkeit, Erkenntnis, Zugehörigkeiten, Sicherheit… nach Antworten. Sicher ist nur eins, dass es keine Sicherheit gibt. Weder die Religionen, noch die Wissenschaft können 100% Wahrheitswissen beanspruchen. Ein Zweifel bleibt immer. Letztendlich ist alles eine Frage des GLAUBENS

GLAUBEN BEDEUTET ; NICHT WISSEN

Und diese Erkenntnis verbindet uns alle. Was also hält uns am LEBEN? Was trägt uns ins LEBEN? Was bedeutet eigentlich LEBEN?

Als Mensch bedeutet es pragmatisch gesehen erst einmal, ein Organismus zu sein, der atmet und in einer bestimmten FORM (Hülle) in Erscheinung tritt. Wir können uns noch so anstrengen, unser Äußeres verändern, aus eigenem Willen oder fremdbestimmt, und können doch nicht heraus, aus dieser Haut.

Gibt es noch ein anderes Wissen in uns? Gibt es noch etwas hinter der FASSADE ( lat. facies Angesicht/Gesicht), die unser Leben zu bestimmen scheint? Ein unruhiges Leben, immer strebend, richtungswechselnd, innehaltend, vorpreschend, irrend, zweifelnd, verdrängend, hoffend? Mit dem Wunsch angekommen zu sein, wertvoll zu sein, endlich satt zu sein.

Zwischen Hoffnung und Zweifel, gefangen in diesem Körper, der uns als Mensch definiert, als ein Lebewesen, das DENKEN-FÜHLEN-HANDELN & SICH VERÄNDERN kann, verinnt unsere Lebenszeit auf der Suche nach Glück. Macht das uns Menschen aus? Ewig Suchende zu sein? … oder müssten wir bloß die Augen öffnen um zu „sehen“, dass wir alles Glück schon immer in uns selbst tragen.

Gibt es noch etwas…?

„behind“ ©Ruth Klapperich 2021    /  „truth“ ©Ruth Klapperich 2022

Der Text „Dialog der Zwillinge im Mutterleib“, von Henri .J.M. Nouwen, wirft Fragen auf die schwer zu beantworten sind. Er lässt uns mit uns selbst zurück. Was bedeutet es geboren zu werden? Von einem Daseinszustand in den nächsten zu wandern. Vom Embryo zum Säugling. Der Mensch ein Weltenwanderer?

Audio: Mareike Kirsch & Ruth Klapperich

Video: Ruth Klapperich & Claudio Vilardo